Pressestimmen: VIOLA


DER KLANG ALS SKULPTUR

... Die Musik bricht aus dem Innern des Klangs hervor und entwickelt da eine hochdifferenzierte (und sehr dramatische!) Vielschichtigkeit. Eine sehr instrumentenspezifische Musik; in „Viola IV" beispielsweise entsteht die klangliche Komplexität durch stets wechselnden Bogendruck, wechselnde Strichstellen, Strichgeschwindigkeiten und anderes. Alle diese Parameter werden meist unabhängig behandelt. Mit einer extremen, ja sturen Konsequenz werden anhand dieser Idee die Möglichkeiten des Instruments ausgelotet. Ergebnis ist eine Musik von bohrender Intensität und enormem innerem Reichtum: Der Klang steht als Skulptur im Raum.

Alfred Zimmerlin, Tages-Anzeiger, Zürich



VÖLLIG NEUE ERFAHRUNGEN

... Dem Publikum eröffnete sich eine Vielfalt von Klangnuancen, eine Welt von Harmonie- und Farbwechseln, von Überlagerungen und polyrhythmischen Strukturen. Es war, als seien mehrere Musiker am Werk. ...

Georg Becker, Aachener Volkszeitung



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Wem die Viola als graue Maus der Streichinstrumente gilt, der sollte die Stücke des Schweizers Walter Fähndrich kennenlernen. Mit diversen Techniken des Bogenstrichs an verschiedenen Auflagepunkten entlockt der Bratschist seinem Instrument die reichsten Klangnuancen. Vor allem entfacht er mit langen, kräftigen Repetitionen ein schier unglaubliches Feuerwerk an Obertönen. Zwischen ihnen entstehen Motivstrukturen, die sich wieder entziehen, sobald man sie zu erkennen glaubt. ...

In den Flageoletts meint man nicht nur Flöten zu hören. Mitunter schmettert die Viola Trompetenfanfaren, plappert wie eine Klarinette oder näselt oboenartig. Am Ende des dritten Stücks imitiert Fähndrich perfekt die Tonbildung der Orgel. Ausserdem macht der Experte für Klangwirkungen im Raum die Hallverhältnisse der Kirche Blumenstein in der Schweiz fruchtbar, wo seine Stücke – technisch vorzüglich – aufgenommen wurden. ...

Thomas Zabka, SZENE Hamburg



BLITZIGE SCHATTENGESÄNGE

... Ein brachialer, obertonreicher Violengesang entsteht; geschlagen, gezupft, gestrichen, sul ponticello und sul tasto. Nicht nur ich, auch mein Hund und meine Katze horchten den CD-Klängen gebannt zu.

... Es entsteht eine Musik, die sich in ständiger Bewegung befindet. Eine Musik des unaufhörlichen Fliessens. Nirgends wird verweilt, es gibt keinerlei Pausen. Fast könnte man sagen, es sei eine uferlose Musik. Aber eine, die einen mitzieht, wohin auch immer.

Mario Scherrer, ZüriTip (Tages-Anzeiger)



KLÄNGE WIE EINE SKULPTUR IM RAUM

... In selten erlebbarer Weise war eine Bratsche zu hören, wie sie nuancenreicher nicht erklingen kann. Das langjährige Vorstandsmitglied des Instituts für Neue Musik Darmstadt entlockte mit unterschiedlichsten Bogen- und Grifftechniken seinem Instrument Flageolettfolgen, polyrhythmische Strukturen, variantenreiche ostinatohafte Tonfolgen und Obertonanordnungen, wie sie in dieser Komplexität eigentlich nur von mehreren Musikern umsetzbar sind.

Fähndrich bewerkstelligte dies ohne fremde Hilfe. Er schuf farben- und abwechslungsreiche, vielschichtige Klanggemälde. Diese fantastische Tonkunst stand wie eine Skulptur im Raum. Man kam aus dem Staunen nicht heraus. Das Publikum zeigte sich begeistert. Fähndrich bedankte sich mit einer Zugabe.

Hartmut Sassenhausen, Westdeutsche Zeitung



"VIOLA, VIOLA": FÜNF WDR-KONZERTE ZUM LOB DER BRATSCHE, DIE OFT DER GEIGE DEN VORTRITT LASSEN MUSS.

DIE DICKE SCHWESTER UMWORBEN

... Das schönste Plädoyer für die Bratsche hielt im übrigen Walter Fähndrich: in zwei immens konzentrierten Solostücken (VIOLA VII und VIOLA VIII) fand er im klanglichen Halbschatten zu einer unglaublichen Nuancierung: fluktuierende und flirrende Bewegungen, die Differenzen zwischen Ton, Klang und Geräusch verwischend, so wie man das sonst vielleicht nur noch – dann allerdings auskomponiert – von den Solowerken Salvatore Sciarrinos kennt. Man suchte das Kabel vom Instrument zum Computer, doch weit gefehlt: Das war alles reine Bratsche.

Raoul Mörchen, Kölnische Rundschau



WALTER FÄHNDRICH VIOLA

Walter Fähndrich kommt zwar aus der Schweiz, lebt aber musikalisch jenseits jeder bekannten Landkarte. Die Art, wie er die einfache Aufgabe, auf seiner Viola zu spielen, angeht, hat absolut nichts Konventionelles an sich. Man könnte meinen, es sei eine etwas langweilige und leere Erfahrung, eine ganze Stunde lang einem einzelnen Instrument zuzuhören, doch in Fähndrichs virtuosen Händen verblüfft dieses bescheidene Mitglied der Streichinstrumente jeden, der es wagt, die Viola vorschnell als trivial oder unbedeutend abzutun. Mit seinem experimentellen Ansatz beim Violaspiel erzeugt er beinah elektroakustisch tönende Klänge; wir haben es hier mit einer höchst ausgefeilten Technik zu tun. Avantgarde-Klänge fliessen mit durchsichtiger Leichtigkeit, manchmal als sprudelnde Kaskade richtiger Noten, die durcheinander purzeln und sich mit surrealen Harmonien vermischen, während es in anderen Momenten kaum zu glauben ist, dass ein menschlicher Musiker vor einem steht. Vor allem die Stücke 1, 3 und 4 vermitteln den Eindruck, man werde auf eine mitternächtliche Reise hinunter in das geheime Paralleluniversum der im Unterholz lebenden Insekten geführt, als ob winzige Mikrophone zwischen den kratzenden Beinchen, klappernden Kiefern und sich an haarigen Körpern reibenden Flügeln installiert worden wären… mit der unerbittlichen, halsbrecherischen Geschwindigkeit des Bogens, der unaufhaltsam und wie Wolken von Killerhornissen die Saiten attackiert.

Doch nichts lässt sich mit dem vibrierenden, heftigen "Anfangschor" von Stück 2 vergleichen. 24 atemberaubende Minuten lang spielt Fähndrich eine unfassbare Menge von Noten – sicherlich mehr als eine Million – und erzeugt dadurch eine leuchtende Weissglut, die auf unglaubliche Weise von einer riesigen Spule rauhen Fadens einen seidenweichen Stoff webt. Diese Stunde ist ganz klar eines der erschöpfendsten, aber höchst anstrengenden, Soloinstrument-Meisterstücke auf CD. Eine Erfahrung, welche die vollendetsten Musiker demütigen und Liebhaber vor Lust auf mehr zum Schäumen bringen wird.

MusicalSense



KEINE KAMMERMUSIK

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Zwei leise Stücke für ein einziges Instrument in einem kleinen Raum – eine Petitesse, ein „Kammer-Stückchen" im wahrsten Sinne des Wortes? Zugegeben, der Raum im Hause Höchster Schlossplatz 1 ist wirklich klein, und Walter Fähndrich spielt „Erinnerung an Viola I" und „Viola II" wirklich sehr leise – so leise, dass das Ohr des Hörers zunächst kaum den Unterschied zwischen den von der Strasse hereindringenden Geräuschen und den Klängen, die Fähndrich auf der Viola anstimmte, ausmachen kann. Und genauso schnell, wie man die Strassengeräusche auszublenden lernt (oder auch ihren Zusammenklang mit der Viola zu schätzen beginnt), wird klar, dass es sich bei dieser Musik nicht um Kammermusik im herkömmlichen Sinne handelt.

... Jeweils 20 Minuten lang eine Bogenbewegung, Arpeggien über die Saiten hinweg, im zweiten Stück jeweils nur eine Saite gestrichen; fast ausschliesslich Flageolett-Spiel, minimale Bewegungen der Finger auf dem Griffbrett der Viola. Das ist extrem geräuschhaft, und man fragt sich, ob die tanzenden Obertöne durch Zufall oder geplant entstehen. Es muss Absicht sein, denn es sind Rhythmen zu hören, gar Melodien, Steigerungen, Strukturen; und auf einmal vermeint man, klare Töne zu vernehmen (etwa von Blasinstrumenten?), versucht, in dieser Richtung weiterzuhören und findet sich in einer Bach-Suite, in Indien, bei Morton Feldman oder in der Natur wieder. Man kann sich in Fähndrichs Musik frei bewegen, sie ist ein Angebot. Sie ist hochvirtuos und im kleinen Kellerraum am Höchster Schlossplatz wohl positioniert. Was will man mehr?

Ulrike Voidel, Frankfurter Rundschau



Walter Fähndrichs Klanglektion zur Tagung der Deutschen Musikpsychologen in Münster

WIE VON GEISTERHAND: STILLE SEUFZER EINER BRATSCHE

... Fähndrich dürfte den Forschern einiges Gedankenfutter mit auf den Heimweg gegeben haben. Sein Instrument dafür ist die Bratsche.

Mit ihm hatte er sich im Foyer vor Gröningers „Schmerzensmann" postiert. Aber nicht nur die Tatsache, dass er seit Jahren die klanglichen Möglichkeiten der herben Viola erforscht, rechtfertigte diese Reminiszenz an die Passion. Zumindest das erste Stück des Abends schien von der Darstellung des leidenden Christus inspiriert. Fähndrich gruppierte um einen beklemmend vibrierenden Zentralton Flageolettseufzer, klagende Motivfetzen, die er blockhaft nebeneinander stellte.

Eigentlich sind es gar keine auskomponierten Stücke. Dies nicht nur deswegen, weil Fähndrich sie nicht notiert hat, vielmehr lassen sich die Werke den Erfordernissen des Raumes und der Aufführung anpassen. Ihre Grobstruktur ist leicht nachvollziehbar, Raffinesse waltet im Detail.

Mal verwob der Interpret wie von Geisterhand erzeugte Obertöne ineinander, mal zwitscherte er sich abwechslungsreich durch die hohen Lagen. Spieltechnisch war das stupend virtuos, kompositorisch immer ökonomisch.

Dass trotz der daraus resultierenden Strenge und Kargheit während der fast anderthalb Stunden keine Minute Langeweile aufkam, war wohl das kniffligste Rätsel für die anwesenden Hör-Fachleute. Vielleicht lag es ja daran, dass dieser Minimalist niemals in den oft seichten Gewässern der „minimal music" watete. Langanhaltender Beifall war jedenfalls der Dank für eine in jeder Hinsicht faszinierende Lektion.

Stefan Walter, Münstersche Zeitung